NPO-Wissen

Die umfangreiche Wissensplattform des VMI hält Sie auf dem Laufenden über die Welt der Nonprofit-Organisationen. Neben aktuellen Fakten rund um den NPO-Sektor im deutschsprachigen Raum finden Sie hier auch fundierte Informationen zu NPO-Themen sowie das digitale Archiv unseres VM Magazins.

Häufige Fragen rund um den NPO-Sektor

Wie gross ist der Dritte Sektor der Nonprofit-Organisationen (NPO)? Wie finanzieren sich NPO? Die Antworten auf diese Fragen stammen zum Teil aus unserer eigenen Forschung, zum Teil aus Untersuchungen von öffentlichen Stellen oder anderen Forschungseinrichtungen.

Grösse und Struktur des Dritten Sektors

Wie gross ist der Dritte Sektor der Schweiz?

Der Dritte Sektor der Schweiz umfasst 180'500 Vollzeitbeschäftigte und 79'800 Vollzeitäquivalente an Freiwilligenarbeit. Gesundheit und Soziale Dienste sind die grössten Teilbereiche für die Erwerbstätigkeit; Kultur, Sport und Freizeit sind neben den Sozialen Diensten die wichtigsten Bereiche für Freiwilligenarbeit.

Quelle:  Bernd Helmig, Hans Lichtsteiner und Markus Gmür (Hrsg.): Der Dritte Sektor der Schweiz. Bern 2010. Datenbasis 2005. Zur Studie

Wo in der Schweiz ist die Stiftungsdichte am höchsten?

In der Schweiz gibt es mit Abstand die meisten Stiftungen im Kanton Basel-Stadt mit 45.1 Stiftungen pro 10'000 Einwohnerinnen resp. Einwohnern. Mit etwas Abstand folgen Glarus (29.2), Zug (25.7) und Graubünden (25.3). Die geringste Stiftungsdichte weist der Kanton Aargau mit sieben Stiftungen pro 10'000 Einwohnerinnen resp. Einwohnern auf.

Quelle: Beate Eckhardt, Dominique Jakob und Georg von Schnurbein (2019). Der Schweizer Stiftungsreport 2019 (CEPS Forschung und Praxis – Band 20). Basel/Zürich, S. 9. Datenbasis: 31.12.2018. Zur Studie

Wie gross ist der Dritte Sektor im internationalen Vergleich?

Im internationalen Vergleich kann sich die Schweiz durchaus mit anderen Ländern messen. Immerhin 7 % der Bevölkerung sind aktiv sozial engagiert. Damit rangiert die Schweiz unter den Top 20. Innerhalb Europas sind Norwegen, Österreich, Dänemark, Frankreich, Schweden, Irland, Grossbritannien und Belgien noch aktiver. An der Spitze steht die Niederlande, wo 16 % der Bevölkerung aktiv engagiert sind.

Quelle: Bernd Helmig, Hans Lichtsteiner und Markus Gmür (Hrsg.): Der Dritte Sektor der Schweiz. Bern 2010. Datenbasis 2005. Zur Studie

Wie verbreitet ist zivilgesellschaftliches Engagement in Europa?

Das zivilgesellschaftliche Niveau in Ländern wie der Schweiz, Schweden, Norwegen und den Niederlanden ist sehr hoch. So sind dort über 75 % der Bevölkerung in mindestens einer NPO Mitglied.  Mehr als 40 % der Bevölkerung nehmen an Veranstaltungen von NPOs teil und spenden regelmässig. Über 30 % der Bevölkerung in Norwegen oder Schweden sind sogar für eine NPO aktiv engagiert.  Anders schaut die Situation dagegen in Polen oder Griechenland aus. Dort befindet sich das zivilgesellschaftliche Engagement auf einem geringen Niveau.

Quelle: Eckhard Priller (2008): Zivilgesellschaftliches Engagement im europäischen Vergleich. In: Herbert Ammann et al. (Hrsg.): Freiwilligkeit: Ursprünge, Erscheinungsformen, Perspektiven. Zürich: 51-70. Zur Graphik

Wie ist der Dritte Sektor im internationalen Vergleich reguliert?

In korporatistischen Ländern, wie bspw. Japan, Belgien und Dänemark, ist die Regulierung restriktiver, da sie eine Gefahr für die politische Ordnung und den sozialen Zusammenhalt darstellen könnten. In eher pluralistischen Ländern, wie den USA, Grossbritannien und Griechenland, ist der Dritte Sektor weniger stark reguliert, da der Staat sie als Ersatz für formelle Kommunikationskanäle nutzt.

Quelle: Elizabeth A. Bloodgood, Joannie Tremblay-Boire and Aseem Prakash (2014): National Styles of NGO Regulation. In: Nonprofit and Voluntary Sector Quarterly 43(4): 716-736. Zur Studie

Wie schaut die Vereinslandschaft in Deutschland aus?

Die Vereinszahlen in Deutschland haben sich im Zeitraum von 1995 bis 2016 positiv entwickelt. Im Jahr 1995 wurden in Deutschland 416'861 Vereine verzeichnet, im Jahr 2005 bereits 548'517, im Jahr 2016 ist die Anzahl auf 603'882 Vereine gestiegen.

Quelle: Jana Priemer, Holger Krimmer und Anaël Labigne (2017): Ziviz-Survey 2017 – Vielfalt verstehen. Zusammenhalt stärken. Berlin: Edition Stifterverband. S. 9 / Jahre 1995 bis 2015: Bundesamt für Justiz (2017), 2016: Registerportal; Stand August 2016. Zur Studie

Wann wurden zivilgesellschaftliche Organisationen in Deutschland gegründet?

In Deutschland wurden, mit einem durchschnittlichen Gründungsjahr von 1953, die ersten zivilgesellschaftlichen Organisationen mit dem Zweck «Bevölkerungs- und Katastrophenschutz» gegründet. Auch «Sport-» (1970) und «Freizeitorganisationen» (1980) sind sehr alt, genauso wie «Berufsverbände». Eher neuer dagegen sind Organisationen, die Bildungsaufgaben (1999) wahrnehmen, sich «Internationaler Solidarität» (2001) verschrieben haben oder «Gemeinschaftliche Versorgungsaufgaben» (2003) wahrnehmen.

Quelle: Jana Priemer, Holger Krimmer und Anaël Labigne (2017): Ziviz-Survey 2017 – Vielfalt verstehen. Zusammenhalt stärken. Berlin: Edition Stifterverband, S. 11. Zur Studie

Welche Rechtsform hat die längste Geschichte?

Gemessen am mittleren Gründungsjahr (1990), haben Vereine als Rechtsform in Deutschland die längste Geschichte. Viele Vereine bestehen schon sehr lange. Stiftungen (2002), GmbHs (2005) und Genossenschaften (2010) sind meist jünger.

Quelle: Jana Priemer, Holger Krimmer und Anaël Labigne (2017): Ziviz-Survey 2017 – Vielfalt verstehen. Zusammenhalt stärken. Berlin: Edition Stifterverband, S. 10. Zur Studie

Wie verbreitet sind die Organisationsformen in verschiedenen Siedlungsräumen?

Über 54 % aller Stiftungen in Deutschland befinden sich in Grossstädten, nur ca. 5 % haben ihren Sitzen in Dörfern oder Gemeinden. Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei GmbHs ab, wo 51 % ihren Sitz in Grossstädten haben und nur 6 % auf dem Land. Ein anderes Bild zeigt sich bei Vereinen oder Genossenschaften. Hier haben 21 % resp. 23 % ihren Sitz in Dörfern oder Gemeinden; 33 % resp. 15 % jedoch auch in deutschen Grossstädten. Insgesamt gilt somit die Devise, je mehr Menschen, desto höher das zivilgesellschaftliche Engagement.

Quelle: Jana Priemer, Holger Krimmer und Anaël Labigne (2017): Ziviz-Survey 2017 – Vielfalt verstehen. Zusammenhalt stärken. Berlin: Edition Stifterverband, S. 24. Zur Studie

Fundraising und Ressourcen

Wie finanziert sich der Dritte Sektor in der Schweiz?

Der Dritte Sektor in der Schweiz finanziert sich zu 57 % aus Leistungsentgelten, zu 35 % aus staatlichen Finanzierungsbeiträgen und zu 8 % aus Spendeneinnahmen. Dabei kommen die Leistungsentgelte auf einen Gesamtbetrag von 14'571 Mio. Franken, die staatlichen Finanzierungsbeiträge auf 8'739 Mio. Franken und die Spenden auf insgesamt 2'012 Mio. Franken. Am stärksten sind die Teilbereiche «Gesundheitswesen», «Soziales», «Bildung & Forschung» und «Kultur & Sport» von Fremdleistungen abhängig.

Quelle:  Bernd Helmig, Hans Lichtsteiner und Markus Gmür (Hrsg.): Der Dritte Sektor der Schweiz. Bern 2010. Datenbasis 2005. Zur Studie

Wie haben sich die Spendeneinnahmen in der Schweiz entwickelt?

Die Spendeneinnahmen in der Schweiz sind im Zeitraum von 2003 bis 2015 mit der Ausnahme von 2005 konstant gestiegen. Damit war das Spendenaufkommen im Jahr 2015 so hoch wie noch nie zuvor. Während die Spendeneinnahmen 2003 noch 1'071 Mio. Franken betrugen, sind sie 2015 auf 1'826 Mio. Franken gestiegen. Seither flacht sich die Kurve ab. In 2018 betrug das hochgerechnete Spendenaufkommen 1,812 Mio. Franken.

Quelle: ZEWO-Spendenstatistiken. Zur Studie

Welche Bedeutung haben digitale Spenden in der Schweiz?

Im Zeitraum von 2013 bis 2016 sind die digitalen Spenden um 66 % gestiegen und haben somit an Bedeutung gewonnen. Während sie 2013 noch 1.69 % des gesamten Privatspendenvolumens ausmachten, betrugen sie 2016 bereits 2.81 % der Gesamtspenden.

Quelle: RaiseNow (2017). Digital Fundraising Studie Schweiz 2017. So spendet die Schweiz online. Zur Studie

Für welchen Bereich wird in der Schweiz am meisten gespendet?

Die Präferenzen der Schweizerinnen und Schweizer, für welchen Themenbereich sie am meisten spenden wollen, haben sich in den Jahren von 2007 bis 2016 nicht sehr stark verändert. So bleibt beispielsweise der Teilbereich «Humanitäres Ausland» mit 48 % der Spenden der unangefochtene Favorit. Auf Platz zwei befindet sich der Teilbereich «Soziales Inland» mit 20 % der Spenden, gefolgt von «Gesundheit, Sucht, Behinderung Inland» (18 %). Die restlichen 14 % der Spenden verteilen sich auf die übrigen Bereiche.

Quelle: Stiftung Zewo (2017). Die Zewo-Spendenstatistik. Zur Studie 

Wie stark ist der Dritte Sektor von Freiwilligenarbeit abhängig?

Im Dritten Sektor sind Sport- und Freizeit-NPO mit bis zu 32.5 % von Freiwilligenarbeit abhängig, gefolgt von Sozialen Diensten (22.4 %) und Kultur-NPO (13.2 %). Die restlichen Teilbereiche, wie Gesundheit, Religion, Umwelt, Bildung und Forschung, greifen nur zu einem sehr geringen Teil (<2.5 %) auf Freiwilligenarbeit zurück.

Quelle:  Bernd Helmig, Hans Lichtsteiner und Markus Gmür (Hrsg.): Der Dritte Sektor der Schweiz. Bern 2010. Datenbasis 2005. Zur Studie

Was sind die Motive für Freiwilligenarbeit in der Schweiz?

Die Wahl, sich formell oder informell, wie z.B. in der Nachbarschaftshilfe, zu engagieren, hängt in der Schweiz stark von der Motivation ab. So engagieren sich 74 % der Freiwilligen formell, weil sie etwas mit anderen bewegen wollen. Ein weiteres Motiv für formelle Freiwilligkeit ist, anderen Menschen helfen zu wollen (68 % Zustimmung) und eigene Erkenntnisse und Erfahrungen zu erweitern (54 % Zustimmung). Ein eher schwaches Motiv für formelle Freiwilligkeit ist der Nutzen für die berufliche Laufbahn (14 %). Bei der informellen Freiwilligenarbeit liegen die Prioritäten etwas anders. Hier engagieren sich 79 % der Freiwilligen, um anderen Menschen zu helfen, und 51 %, um mit anderen etwas zu bewegen. Schlusslicht ist auch hier mit 12 % Zustimmung der Nutzen für die berufliche Laufbahn.

Quelle: Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (2016). Freiwilligen-Monitor 2016. Grafik zu den Motiven der Freiwilligkeit, 2014. Zur Graphik

Wie entwickelte sich das Spendenaufkommen in Österreich?

Die Spendeneinnahmen in Österreich sind im Zeitraum von 2009 bis 2015 konstant gestiegen, 2016 stagnierten sie. Während die Spendeneinnahmen 2009 noch 390 Mio. Euro betrugen, sind sie 2015 auf 625 Mio. Euro gestiegen. Im Jahr 2019 erreicht die Spendensumme gemäss Hochrechnung des Fundraising Verband Austria 700 Mio. Euro.

Quelle: Fundraising Verband Austria-Spenden Berichte. Zur Studien

Was sind die Spendenmotive der Österreicherinnen und Österreicher?

Die wichtigsten Argumente, an eine Organisation in Österreich zu spenden, sind mit 62 % Zustimmung «Sicherheit, dass die Spende ankommt», «Organisation sympathisch» (60 %), «Solidarität» (57 %), «Einzelschicksale berühren» (55 %), «Not macht betroffen» (54 %), «Mitleid» (53 %), «überzeugender Hilfsaufruf» (49 %), «Weil ich es mir leisten kann» (45 %), «weltanschauliche Überzeugung» (36 %), «Organisationen, die in Österreich helfen» (35 %) und «Organisationen mit Spendengütesiegel» (33 %). Eine Organisation, die in Österreich Spenderinnen und Spender gewinnen will, muss somit ein glaubwürdiges Image aufweisen können und ihr Zweck muss Mitgefühl wecken.

Quelle: Fundraising Verband Austria-Spenden Berichte. Zur Studien

NPO aus der Innenansicht

Welche Vergütung erhalten Geschäftsleitende von Schweizer Verbänden und Hilfswerken?

In der Schweiz vergüten Branchenverbände mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 161'500 Franken ihre Geschäftsleitenden am besten, wahrscheinlich weil sie mit profitorientierten Arbeitgebenden konkurrenzieren. Die Geschäftsleitenden von Politik- und Umweltverbänden erhalten ein durchschnittliches Jahresgehalt von 143'000 Franken, bei Schweizer Hilfswerken sind es 136'000 Franken, Bildungs- und Kulturorganisationen zahlen 131'000 Franken, internationale Hilfswerke 129'000 Franken und Branchenverbände 120'500 Franken pro Jahr.

Quelle: Markus Gmür und Luisa Wagenhöfer (2018). VMI Gehaltsstudie 2017. Vergütung von haupt- und ehrenamtlichen Führungskräften in Schweizer Verbänden und anderen Nonprofit-Organisationen (VMI-Forschungsreihe, Bd. 10). Fribourg: Eigenverlag, S. 14. Datenbasis: Vergütungsdaten 2016 von 355 Schweizer Verbänden und Hilfswerken. Zur Studie

Was schätzen NPO als die grössten Vorteile der Digitalisierung ein?

Für NPO scheinen die Vorteile der Digitalisierung in der Kostensenkung und der vereinfachten Kommunikation zu liegen. NPO nennen mit 80 % Zustimmung «Neue Möglichkeiten der Interaktion mit Kunden» als grössten Vorteil der Digitalisierung. Gefolgt wird dieses Argument von «Vereinfachung interner Kommunikation» (75 %), «Automatisierung» (71 %), «Aufwands- oder Kosteneinsparung» (64 %), «Vereinfachung externer Kommunikation» (58 %), «Möglichkeit neuer Leistung» (48 %) und «Mehr Transparenz gegenüber Zielgruppe» (48 %).

Quelle: Christian Horak und Martin Bodenstorfer (2017). Digitalisierung in Non-Profit-Organisationen in Österreich. Zur Studie

Auf welche Kommunikationskanäle setzen Schweizer Eigenleistungs-NPO?

Schweizer Eigenleistungs-NPO setzen eine Vielzahl an Kommunikationskanälen ein. Am weitesten verbreitet und intensivsten genutzt ist mit Abstand die eigene Webseite. Bei den traditionellen Kanälen erfreuen sich die eigene Fachzeitschrift, Tagungen und Veranstaltungen grosser Beliebtheit und intensiver Nutzung. Bei den digitalen Kanälen sind es Direct Mail und der digitale Newsletter.  Eher weniger intensiv genutzt und weniger weit verbreitet sind dagegen eine eigene App und Social Media, wie Xing, LinkedIn und Instagram.

Quelle: Nathalie C. Maring und Hans Lichtsteiner (2018). Vereins- und Verbandskommunikation im digitalen Zeitalter – eine Bestandsaufnahme (VMI-Forschungsreihe, Bd. 9). Bern: Stämpfli, S. 26. Datenbasis: Umfrage bei 330 Eigenleistungs-NPO in der Schweiz im Herbst 2017. Zum VM-Artikel

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Unsere NPO-Bibliothek mit über 2'000 Büchern und 17 Zeitschriften-Editionen steht der VMI-Community sowie Studierenden zur Verfügung. Ergänzend zur deutschsprachigen Literatur sind auch englische und französische Titel verfügbar. Zudem sind ausgewählte Diplomarbeiten einsehbar.

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Prof. Dr. Markus Gmür

Direktor VMI & Lehrstuhlinhaber für NPO-Management


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