Der Schweizer Stiftungssektor

Strukturen und Entwicklungslinien der Tätigkeitsschwerpunkte gemeinnütziger Stiftungen.

In einer Vollerhebung wurden im April 2015 sämtliche 12'692 gemeinnützigen Stiftungen in der Schweiz auf Basis der veröffentlichten Stiftungszwecke nach Wirkungsbereichen, Destinatärsgruppen, Standort- und Wirkungsgeografie, Wirkungsformen und formalen Merkmalen untersucht, um Einsichten in die Struktur des Sektors zu vermitteln und etwaige Entscheidungsgrundlagen für das Management von Stiftungen sowie Fördergeldsuchende zu schaffen. Zentrale Ergebnisse der Analyse sind die Identifikation und das Clustering vorherrschender Zweckbereiche, ihre Entwicklung im Zeitverlauf, die unterschiedlichen Diversifizierungsgrade im Stiftungszweck, ihr räumlicher Wirkungskreis sowie der Einfluss äusserer Rahmenbedingungen auf kommunaler Ebene.

Sechs typische Zweckmuster wurden herausgearbeitet: In der schweizerischen Stiftungslandschaft lassen sich die Stiftungen sechs verschiedenen Begünstigungstypen zuordnen: 23 % gehören zum Typus der visionären Veränderer, die Themen der Gesellschaftspolitik, Entwicklungszusammenarbeit oder Ethik und Religion kombinieren. 21 % sind – häufig affin für Umweltschutz – Generalisten, die vielfältige Bereiche begünstigen. 17 % umfassen fokussierte Stiftungen im Bereich Kunst, Kultur und Freizeit (die fokussierten Künstler). 16 % sind empathische Helfer (konzentrierte Stiftungen im sozialen Bereich). 13 % sind Stiftungen im Bereich Gesundheit, allenfalls verknüpft mit Sozialem und Wissenschaft (die betroffenen Angehörigen). 10 % kombinieren eher intellektuelle Themen aus Kunst, Kultur und Freizeit, Wissenschaft und Bildung; man könnte sie die kultivierten Intellektuellen nennen.

In früheren Studien am VMI wurden spezifische Fragestellungen zur ethischen Fundierung der Stiftungstätigkeit, zu Stiftermotiven, Honorierungen im Stiftungsrat sowie Erklärungen zur unterschiedlichen Stiftungsdichte auf kantonaler Ebene untersucht.

Weiterführende Publikationen:

Remo Aeschbacher und Markus Gmür (2016): Der schweizerische Stiftungssektor – Strategische Positionierungen in der Philanthropie. VMI-Forschungsreihe Band 8. Universität Freiburg, Schweiz.

Remo Aeschbacher und Markus Gmür (2016): Von empathischen Helfern zu umweltbewussten Generalisten. Verbands-Management 42/2, S. 37-41.

Martin Blickenstorfer and Hans Lichtsteiner (2015): Impacts of Income Distribution, Taxes, and Direct Democracy on Foundation Activity. Voluntas: International Journal of Voluntary and Non-profit Organizations 26/6, pp. 2604-2619.

Christoph Weber-Berg und Hans Lichtsteiner (2009): Das Konzept der gemeinnützigen Stiftung aus ethischer Perspektive. VMI-Forschungsreihe Band 5. Universität Freiburg, Schweiz.

Kontakt:

Prof. Dr. Markus Gmür

Direktor VMI & Lehrstuhlinhaber für NPO-Management

Prof. tit. Dr. Hans Lichtsteiner

Lehrgangsleiter

Dr. rer. pol., Remo Aeschbacher

Global Employer Brand Manager / HR Marketing Lead Switzerland, Credit Suisse AG


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